September 2017

MobX 2017 Konferenz in Berlin

MobX (Mobile UX Summit) ist die Konferenz für Mobile User Experience, modernes Interaktions-Design, nutzerfreundliche Benutzerinterfaces und erfolgreiche digitale Produktentwicklung. Zum wiederholten Mal fand die Konferenz am 8. September 2017 im Kino International in Berlin statt. Johannes und Markus waren vor Ort und berichten über die interessantesten Vorträge.

Von Markus Remscheid

MobX-Konferenz 2017 in Berlin – der Wartesaal

Ein Blick über den Tellerrand der eigenen Projekte, erweitert den Blick, eröffnet neue Möglichkeiten und ist inspirierend zugleich. Besonders, wenn die Vorträge auf einem so hohen Niveau liegen, wie auf der MobX. So waren wir in diesem Jahr bereits zum dritten Mal dabei.
Wie in den letzten beiden Jahren auch, fand die Konferenz wieder in den einladenden Räumlichkeiten des Kinos International statt, ein Kino was noch zu DDR-Zeiten als Premierenkino genutzt wurde.

Das Foyer des Kino Internationals
Johannes Reinhart auf der MobX-Konferenz

Die Bedeutung von Animation im Interface-Design

Gleich am Morgen sprach Val Head, freiberufliche Designerin und Autorin über Animation im UX Design. Dabei machte Sie deutlich, das Animation eine wichtige Komponente im modernen Webdesign ist. Animation kann dazu beitragen, dass eine Interaktion leichter verständlich wird. Im richtigen Kontext eingesetzt, unterstützt und kräftigt sie das Markenbild. Bewegung ist daher weit mehr als nur Dekoration.
Derzeit berücksichtigen viele Styleguides und Dokumentationen allerdings nur statische Designkomponenten. Animation bleibt oft außen vor, beziehungsweise es fehlen in der Dokumentation die richtigen Mittel um Animations-Ideen zu vermitteln.
Im Vortrag wurden verschiedene Werkzeuge und Möglichkeiten vorgestellt um Animation zu definieren und als wichtige Patterns in Styleguides festzuhalten.
Val Head veröffentliche 2016 ein Buch zum Thema: „Designing Interface Animation – Meaningful Motion for User Experience

Chart von Val Head

Auf die riesige Leinwand des Kinos International projiziert, wirkten die präsentierten Charts der Sprecher nochmal überzeugender. Wie z.B. hier bei Val Head, die einen spannenden Vortrag über Animation im Interface Design hielt.

„Dark Patterns“ – die dunkle Seite des UX-Designs

Kevin Clark, Produkt-Designer bei Shopify, sprach in seinem Vortrag über die dunkle Seite des UX-Designs – „Dark Patterns“. Der Begriff Dark Patterns beschreibt im Wesentlichen gut gemachte Designs, die hauptsächlich aus der Intention entstanden, den User eine bestimmte Aktion ausführen zu lassen, die er eigentlich gar nicht möchte. Beispiele sind z.B. Update-Prozesse von Betriebssystemen, wie Windows oder MacOS X, die den User fast schon „zwingen“, das eigene System zu aktualisieren.
Dark Patterns können auch aus Versehen entstehen, meist dann, wenn die Benutzerinteressen aus dem Blick geraten sind. Oder es wird vergessen, dem User eine Wahlmöglichkeit zu bieten.
Dark Patterns helfen den Unternehmen allerdings meist nur zur kurzfristigen Zielerreichung. Bei der digitalen Produktentwicklung gilt es, Unternehmens- und Benutzerinteressen im Gleichgewicht zu halten.

Dark Patterns – Beispiel von Windows 10

Mit sogenannten Dark Patterns können Unternehmen schnell den Unmut der Nutzer auf sich ziehen. Wie z.B. durch den Update-Dialog zu Windows 10 passiert. Hier wurde der Fenster-schliessen-Button in der rechten oberen Ecke, gleichzeitig zu einer Bestätigung für das Upgrade umfunktioniert und so Nutzer in die Irre geführt

User Experience im Newsletter-Design

Fabio Carneiro, E-Mail & UX-Designer bei Mailchimp und booking.com sprach in seinem Vortrag über UX-Design in Newslettern. Newsletter sind nach wie vor die wirksamste Möglichkeit um im Web mit einem großem Publikum in Kontakt zu treten. Dabei ist es in Newslettern genau so wichtig, wie überall sonst im Web, den Kunden mit einem guten User Interface abzuholen und ein relevantes, konsistentes Markenbild zu vermitteln. Schließlich geht die Experience über die E-Mail hinaus.

Im Vortrag wurden einige wichtige Regeln und Grundsätze vorgestellt, die einen gut gemachten Newsletter ausmachen. Dabei ging es unter anderem um das Personalisieren von Inhalten, um eine höhere Relevanz für den Kunden zu garantieren. Weiterhin ist eine klare Zielsetzung entscheidend, wenn eine E-Mail geplant wird. Im Wesentlichen gibt es vier Typen von E-Mails: „Lies mich“, „Kauf mich“, „Folge mir“ und Transaktions-Emails. Sprache und Design sollten auf den E-Mail-Typ abgestimmt sein. Z.B. verlangt eine „Lies mich“-E-Mail nach gutem Content, guter Typografie und herausragendenen Bildern. 

Insgesamt sollte man mit einer Newsletter-Strategie respektvoll auftreten und sich immer darüber bewußt sein: Der Kunde stellt seinen privaten E-Mail-Account für den Empfang des Newsletters bereit – einen Ort, der sonst nur für Freunde und Familie reserviert ist.

Fabio Carneiro – Chart „Emails aren’t Websites“

Bei der Konzeption von E-Mails, sind die dem Medium eigenen Restriktionen zu berücksichtigen. Inhalt, Design und Sprache sollten bewußt eingesetzt werden

Die Bedeutung von UX Design im Jahr 2017

Jonathan Courtney sprach in seinem Vortrag „Design Doesn’t Matter, The Market Matters“ über Anforderungen, die aktuell an Interface- und UX Designer gestellt werden. Die Benutzer sind gereift, sie machen sich inzwischen nicht mehr selbst verantwortlich, wenn eine durchgeführte Aktion auf einer Webseite fehlschlägt, sondern das Unternehmen.
Gutes Design läßt sich inzwischen leichter erreichen, dank fertiger Baukasten- und Template-Systeme. Um so mehr gilt für Unternehmen, die sich aus der Masse abheben möchten die Devise, „Gut genug, ist nicht mehr genug“, meint Jonathan Courtney.
Hier sind auch Designer in der Pflicht, um die Arbeit auf ein neues Niveau zu heben. Um weiterhin relevant zu bleiben und Unternehmen beraten zu können, brauchen Designer nicht nur Wissen über Gestaltung und Design, sondern müssen auch die Auftraggeber verstehen und über Business und Marketing Bescheid wissen.

Jonathan Courtney empfiehlt z.B. folgende weiterführende Quellen, um auch als Designer in Sachen Business und Marketing auf dem Laufenden zu sein:

  • Lesenswerter Artikel über Business Strategie: „WTF ist Strategy“ by Vince Law auf hackernoon.com
  • Ein Buch über Wachstum: „Hacking Growth“ von Sean Ellis: growthhackers.com
  • Der youTube-Kanal von Gary Vaynerchuk zu aktuellen Trends im Digital Marketing: youtube.com
Jonathan Courtney – Chart mit twitterfähigem Zitat

Jonathan Courtney dachte auch an die Twitter-Nutzer im Publikum und hatte einige plakative Charts vorbereitet

Pilar Serna, Designerin bei Pivotal Labs, stellte ihre Sichtweise zu agiler Designentwicklung im Team dar. Inspiriation konnte Sie aus dem Buch „Together is Better: A Little Book of Inspiration“ von Simon Sinek ziehen.

Joe Macleod, Autor und Design Thinker, hat in seinem unterhaltsamen Vortrag über Produktzyklen nachgedacht und warum auch das Ende eines Produkts bewußt gestaltet werden sollte. Einen Artikel des Autors gibt es dazu auf uxmag.com.

Das waren einige unserer Highlights der diesjährigen mobX-Konferenz. Auch die bisher nicht erwähnten Redner Nathan Kinch, Ben Sauer, Sophia Voychehovski, Oli Shaw und Will Evans hielten spannende Vorträge. Wir danken allen Sprechern für die großartige Inspiration.

Kino Interational – Treppenaufgang zum Wartesaal

Alle Bilder von Markus Remscheid.