Eine große Produktvielfalt in Online-Shops kann zu Unsicherheit und Verwirrung beim Kunden führen. Was der eCommerce tun kann, um wertvolle Hilfestellung bei der Kaufentscheidung zu bieten und die Conversion zu steigern.
Von Markus Remscheid
Verbraucher haben viele unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche. Bietet der Webshop-Betreiber ein breites Angebot, steigt die Wahrscheinlichkeit möglichst viele Kunden an sich zu binden. Doch kann eine große Auswahl verwirrend wirken. Es besteht die Gefahr, dass der Kunde seine Kaufentscheidung im Nachhinein bereut oder gar nichts kauft.
Das Versandhandelsunternehmen OTTO hat zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikels mehr als 970 BHs im Online-Angebot. Hier den einen Wunsch-BH zu finden, wird viele Kundinnen vor eine große Herausforderung stellen.
Dabei ist eine große Produktvielfalt ein Faktor, der die Kaufentscheidung erschwert. Verwirrtheit und Unsicherheit treten beim Konsumenten auch dann auf, wenn nicht eindeutig erkennbar ist, wo die Unterschiede zwischen den Produkten liegen. Gerade funktionale Kleidungsstücke wie z.B. Outdoorjacken oder Produkte wie Lauf- und Wanderschuhe bieten viele verschiedene Merkmale, die für unterschiedliche Einsatzzwecke konzipiert sind. Ohne eine Beratung werden die meisten Suchenden kaum in der Lage sein, das perfekte Wunschprodukt zu finden und der Kauf wird zum Glücksspiel.
Der stationäre Handel kann mit einem face-to-face-Kontakt und persönlicher Beratung punkten. So kann der stationäre Handel auf individuelle Wünsche eingehen und dem Kunden passende Artikel empfehlen.
Allerdings zeigen Studien auch, dass Kunden sich durch Verkaufsgespräche oftmals unter Druck gesetzt fühlen. Werden die verkäuferischen Bemühungen zu offensichtlich, sorgt dies auf Konsumentenseite schnell für Unbehagen. Dies führt dazu, das viele Verbraucher zum E-Commerce flüchten, da sie dort ohne Druck einkaufen können.
Mit Hilfe von Onlineberatern können Shopbetreiber auf das Beratungsbedürfnis ihrer Kunden reagieren und so den Spagat schaffen, eine möglichst breite Produktpalette anzubieten und dennoch Verwirrung zu vermeiden.
Eine Online-Kaufberatung stellt einen Dialog mit dem Kunden her und fragt im Rahmen eines möglichst einfachen Prozesses seine Rahmendaten und Wünsche ab.
Die einfachste Form eines interaktiven Kaufberaters fragt dabei grundsätzliche Eigenschaften wie Geschlecht, Farbe und Material ab.
Differenziertere Ergebnisse liefert ein Berater, der zusätzlich Fragen nach Bedürfnissen, Wünschen, Einsatzzwecken und Vorlieben stellt. Fragen, die auch ein guter Verkäufer stellen würde, um daraufhin passende Produkte empfehlen zu können.
So oder so, sind die Angaben erfolgt, gleicht ein spezieller Algorithmus diese mit dem Echtzeitsortiment ab und gibt entsprechend passende Stücke aus.
Aus diesen vorselektierten Artikeln, die jetzt nur noch auf den Klick zum Kauf warten, kann der Kunde nun viel leichter ein Kaufentscheidung treffen.
Die Kaufberatung kann dabei zum entscheidenden USP werden, sie entscheidet mit über die Conversion und damit über den Erfolg im E-Commerce. Im Folgenden werde ich einige Beispiele und Möglichkeiten vorstellen, wie eine erfolgreiche Kaufberatung im E-Commerce aussehen kann.
Der bonprix BH-Berater hilft bei der Wahl des „Richtigen“
Gemeinsam mit unserem Auftraggeber bonprix entwickelten wir ein Tool, das die bisher fehlende Beratungsleistung in das Sortiment „BHs“ bringen sollte. In nur vier Schritten trägt die bonprix-Kundin persönliche Daten, Maße und individuelle Vorlieben ein und nähert sich so der individuellen Empfehlung. Der Algorithmus des BH-Beraters ist so konfiguriert, dass er ausschließlich die verfügbaren BHs in der richtigen Größe anzeigt. Es geht also direkt von der Beratung zum individuellen Angebot.
Bereits kurze Zeit nach Inbetriebnahme des neuen Beratungsservice stieg die Nachfrage und damit die Conversion im Sortiment BHs stark an. Angetrieben von diesem schönen Erfolg konnten wir UX und Design des BH-Beraters auch für Mobile-Commerce optimieren:
Zusätzlich wird der BH-Berater auch international eingesetzt, wie hier in der russischen Version des bonprix E-Commerce-Shops:
Nicht zuletzt ist geplant, die Kaufberatung auf verschiedene Produktgruppen auszuweiten. Wir legten das Grundkonzept zum BH-Berater bereits modular an, so dass weitere Beratungstools effizient auf andere Sortimente ausgeweitet werden können. So sollen Kunden zum Beispiel beim Einkauf von Jeans beraten und unterstützt werden. Ein entsprechender Jeansberater befindet sich aktuell in der Entwicklung.
Die sheego Farbberatung:
Sommer- oder Wintertyp, knallige oder schlichte Farben? Mit Hilfe eines Farbberaters, den wir für unseren Auftraggeber sheego umsetzten, unterstützt der Anbieter die Kundin dabei, ihren Farbtyp zu bestimmen. Dazu wird sie zunächst durch einen kurzen Frageprozess geführt, bevor das Ergebnis in Form von individuellen Mode- und Makeup-Tipps präsentiert wird. Im nächsten Schritt kann sie sich die passende Styles anzeigen zu lassen.
Bei vielen Online-Beratern ist das Eingeben der eigenen Maße der erste Schritt. Das richtige Ausmessen ist somit die Grundlage für passende Beratungsergebnisse.
Eine begleitende Hilfe, die in Form einer Zeichnung oder eines Videos zeigt, wie genau maßgenommen wird, stärkt das Vertrauen des Kunden in das Beratungstool und sorgt für bessere Beratungsergebnisse.
Beratungsangebote können eine wichtige Rolle bei der Personalisierung von Online-Shops spielen. Schließlich geben die Shopbesucher während eines Beratungsprozesses persönliche Vorlieben und Wünsche preis, die mit Hilfe anonymer Kundenprofile gespeichert werden können. Kommt ein Besucher dann erneut auf die Website und wird erfolgreich erkannt, entweder anhand von Cookies oder da er sich eingeloggt hat, kann der Online-Shop Empfehlungen auf Basis der aktuellsten Kundenangaben ausspielen. Neben der reinen Beratungsleistung bieten Beratungstools so wichtige Potentiale, um die Customer Experience und die Conversion des Shops zu steigern.
Ein Kaufberatungs-Tool, das die individuellen Bedürfnisse des Kunden abfragt und das Sortiment auf eine passgenaue Auswahl zusammenschrumpft, erhöht die Chancen, dass das Wunschprodukt gefunden wird, ungemein. Das ist dann am Ende nicht nur für den Kunden gut, sondern auch für die Conversion des Shops. Denn welcher Kunde wird eine einmal gemachte positive Einkaufserfahrung nicht noch einmal machen wollen?
Beratungstools lassen sich auf unterschiedlichste Weise umsetzen. Fertiglösung oder individuelle Entwicklung? Das ist vielleicht eine der Grundsatzfragen, die Sie sich als Shop-Betreiber stellen könnten. Letztendlich sind es die speziellen Anforderungen, die mit dem Beratungstool verknüpft und ausschlaggebend für die beste Herangehensweise sind. Mehrsprachigkeit, Modularität, nahtlose Integration in den eigenen Shop, Tracking und Instandhaltung sind Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Kontaktieren Sie uns doch einfach und wir finden auch für Ihren Online-Shop die passende Lösung.
Sie möchten mehr erfahren? Schreiben Sie mir oder rufen Sie einfach an: Markus Remscheid, markus.remscheid@h2d2.de, Telefon: 030. 78 89 03-21